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Von Vielen als das „neue Berlin“ betitelt, ist Leipzig nicht nur eine attraktive Stadt für viele junge Menschen, sondern auch eine der am schnellsten wachsenden Großstädte Deutschlands. Mit fast 600.000 Einwohner:innen handelt es sich hier auch um die zweitgrößte Stadt in Ostdeutschland. Doch auch die umliegende Region des Leipziger Landes und Westsachsen hat in den letzten 30 Jahren eine beispielhafte Entwicklung im Rahmen des Strukturwandels gezeigt, die weiterhin andauert. Aus einer von Industrie und Kohlebergbau, aber auch durch Handel und Wissenschaft geprägten Region ist eine vielfältigere Struktur entstanden.
Bereits seit dem Mittelalter ist Leipzig als bedeutende Handelsstadt bekannt und heute auch ein wichtiger Logistikstandort in Deutschland. Unternehmen wie DHL-Hub oder mit BMW und Porsche auch große Automobilunternehmen haben Niederlassungen in der Region. Auch die Leipziger Messe hat überregionale Bekanntheit. Jährlich locken neben der Buchmesse auch das Wave-Gothic-Treffen und der Leipziger Zoo mit dem Gondwanaland viele tausend Besucher:innen aus der ganzen Welt an.
Doch auch als Musikstadt genießt die Leipzig eine große Bekanntheit. So lag hier nicht nur die Wirkungsstädte von Johann Sebastian Bach, auch der Knabenchor der Thomaner mit über 800 jähriger Geschichte und das Gewandhausorchester, das weltweit größte Berufsmusikerorchester, wirken in Leipzig.
Traditionell lag hier auch das Zentrum des deutschen Verlagswesens, so waren 1928 allein über 500 Verleger in der Stadt zu Hause. Noch heute ist der Medienstandort Hauptsitz des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der „Leipziger Volkszeitung“. Eine spannende Entwicklung gibt es in den ehemaligen Braunkohlerevieren zu beobachten, die sich inzwischen mit dem Leipziger Neuseenland in ein naturbelassenes und beliebtes Ausflugsziel gewandelt haben.
Die attraktiven Hochschulen, die gute Infrastruktur, die Attraktivität der Stadt für junge Familien und das zunehmende Angebot an Arbeitsplätzen führen zu einer Vielzahl an weiteren positiven Entwicklungen in der Stadt.
Auch europäische Werte und die Zusammenarbeit in Europa sind in Leipzig gut sichtbar durch die ausländischen Kulturinstitute, Diasporavereine und Kulturinstitutionen mit ihren Festivals, zum Bespiel das Theaterfestival Euroscene, DOK, oder OFF/Europa, die Jungen Europäische Föderalisten und die Europa-Union Sachsen. Auch das Europa-Haus Leipzig gilt als wichtiger Multiplikator und Anlaufpunkt.
dass Leipzig 14 Partnerstädte auf der ganzen Welt hat, sieben davon in der EU? Auch wurde im Jahr 2015 für jede Partnerstadt eine individuelle Bank auf dem Augustusplatz mit der jeweiligen Stadtsilhouette gestaltet.
dass jedes Jahr rund 500 Erasmus-Studierende in die Stadt kommen? Im gleichen Zeitraum verbringen ca. 600 Leipziger Studierende ein Semester anderswo, besonders gern in Frankreich, Spanien oder dem Vereinigtem Königreich.
dass in Leipzig, genauer in der Gelddruckerei Giesecke & Devrient in der Nürnberger Straße, 50-Euro-Scheine gedruckt werden? Zu erkennen ist das an dem Buchstaben W in der EURO Kontrollnummer, welcher für Leipzig steht und oben rechts auf der Rückseite des Scheins zu finden ist.
dass Leipzig Mitglied im Netzwerk EUROCITIES ist und hier aktuell auch den Vorsitz innehat? Dieser Verbund von 140 größeren europäischen Städten soll deren Stellung gegenüber der Europäischen Union stärken.
dass Seit 1994 der Buchpreis für Europäische Verständigung auf der Buchmesse vergeben wird und zu den wichtigsten Literaturpreisen in Deutschland zählt? Im Jahr 2020 gewann der Autor László F. Földényi aus Ungarn den mit 20.000 Euro dotierten Preis, ausgezeichnet wurde sein Werk "Lob der Melancholie", eine Sammlung luzider Essays.
dass das Forschungszentrum für Zivilisationskrankheiten „LIFE“ der Universität Leipzig mit Fördergeldern aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) mitfinanziert wird? Auch der City-Tunnel erhielt 225 Millionen Euro aus dem EFRE. Ziel dieses Programms ist es, unter anderem die nachhaltige Stadtentwicklung, eine Verringerung der CO2-Emisssionen sowie eine Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation zu fördern. Sachsen hat von 2014 bis 2020 rund 2,1 Milliarden Euro aus diesem Fond zur Subvention zur Verfügung.
Frau Dr. Maria Peter kam im Jahr 1968 als Studentin aus Polen nach Leipzig und blieb. Neben ihrer wissenschaftlichen Laufbahn an der Universität Leipzig wirkte sie zeitlebens insbesondere an der Ausgestaltung der kulturellen Beziehungen der Volksrepublik Polen mit der DDR mit. Als sich die Grenzen öffneten, war es ein logischer Schritt dieses Engagement mit der Mitbegründung des Europa-Haus Leipzig e. V. auszuweiten.
Was kommt dir besonders in Erinnerung, wenn du an den 3. Oktober 1990 denkst?
Am 3. Oktober 1990 war die Teilung Deutschlands überwunden. Ich kann mich erinnern, dass dieses Ereignis auch in Leipzig euphorisch und laut gefeiert wurde. So wurde ich an diesem Tag bereits gegen 8.00 Uhr von Klängen einer bayrischen Blaskapelle geweckt, die sich am damaligen Hotel Merkur positionierte. Musik, Freibier, Getränke und kleine Häppchen gab es gratis dazu. Viele meiner Bekannten hatten „Westbesuch“ gehabt. Mich besuchte ebenfalls ein Freund vom Bodensee, der zum ersten Mal außerhalb der Messe privat in Leipzig war.
Nach außen nahm jeder die Veränderungen individuell und für sich ganz unterschiedlich auf. Jeder versuchte, sich der neuen Situation anzupassen. Die Zeit war einerseits von Unsicherheit geprägt; darüber, wie lange wohl die neuen Verhältnisse Bestand behalten würden. Andererseits war eine gewisse Anspannung darüber zu spüren, wie es im gemeinsamen Deutschland wohl werden würde. Mit dem 3. Oktober wurde schließlich eine Ungewissheit beseitigt, die bis dahin in den Familien zu spüren war: nun war es besiegelt – es sollte keinen Weg mehr zurück in das alte System und die Trennung Deutschlands geben. Das war ein gutes Gefühl, was vielen Menschen Sicherheit gab und sie beruhigte.
Wann hast du dich das erste Mal als Teil einer europäischen Gemeinschaft gefühlt?
Es ist eine Frage der Definition. Als „Europäerin“ habe ich mich schon immer gefühlt. Der Europa-Gedanke ist mir bereits in die Wiege gelegt worden, denn meine Mutter war eine Polin und mein Vater ein Elsässer. Dass ich eine Europäerin bin, wurde mir aber zum ersten Mal so richtig bewusst, als ich Ende der 60er Jahre mit einem Stipendium aus Warschau an die Uni Leipzig kam und in einem Internat mit 600 Studenten aus 82 Ländern der Welt untergebracht war. Als Mitglied der dortigen studentischen Heimleitung nannte man mich „Europa“. Ich war tatsächlich die einzige Vertreterin unseres Kontinents in diesem Gremium. So fiel es mir später ganz leicht, mich als Mitglied der Europäischen Gemeinschaft zu fühlen. Ich und viele meiner Mitstreiter waren auf die Mitgliedschaft in der EU vorbereitet, es war eine logische Folge. Wir sind nicht „reingeschlittert“!
Was können die neuen Bundesländer in die EU einbringen?
Nicht nur die sog. „neuen“ deutschen Bundesländern, sondern auch die im Jahre 2004 aufgenommenen neuen Mitgliedstaaten der EU aus Osteuropa, liefern eine gehörige Portion Nachhilfe für das alte Europa. Dort ist z.B. die Bereitschaft höher, sich mit den westlichen Nachbarn auseinanderzusetzen und sich kennen zu lernen. Solche Attribute wie Neugierde, Offenheit, Gastfreundschaft und nicht zuletzt Improvisations- und Organisationstalent gehören ebenfalls dazu. Wir mussten immer aus Nichts etwas machen! Gleich nach der Wende hatten wir an der Uni Leipzig viele Studenten aus den alten Bundesländern. Sie fühlten sich in Leipzig gerade wegen dieser Attribute sehr wohl. Es war die Goldgräberzeit. „Hier kann man noch einiges bewegen“ – meinten die westdeutschen Studenten.
Was hat dich 1990 zur Gründung des Europa-Haus Leipzig e. V. bewegt?
Vom 17. bis zum 21. September 1990 fanden in Leipzig die ersten Europa-Tage unter der Bezeichnung „Sommerakademie – Europäische Kulturgemeinschaft“ statt. Die Internationale Föderation der Europahäuser FIME hat hier zu dieser Zeit ihre Jahrestagung mit damals ca. 40 Europahäusern aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Österreich und Polen abgehalten und die Europäische Bildungs- und Aktionsgemeinschaft aus Bonn mit der Durchführung von zahlreichen Veranstaltungen dieser „Sommerakademie“ beauftragt. Im Vorfeld fand eine Pressekonferenz statt, an der ich als Journalistin teilgenommen habe. Dort hörte ich zum ersten Mal das Wort Europahaus und e.V. Ich war sofort begeistert und beschloss, ein Europahaus in Leipzig zu gründen, zumal ich die ersten manchmal konspirativen Versuche in dieser Richtung bei mir zu Hause praktizierte. Endlich konnte alles offiziell werden, dachte ich.
Als der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig am 19. September die Gäste der „Sommerakademie“ zu einem festlichen Empfang in den Ratskeller eingeladen hat, habe ich eher tollkühn als gründlich überlegt verkündet, dass Leipzig demnächst auch ein Europahaus bekommt. Was ich nicht wusste, war, dass die FIME bereits mit unserem OBM über eine solche Gründung gesprochen hatte, jedoch ohne Erfolg. Nun wurde alles publik und es meldeten sich bei mir zahlreiche Mitstreiter, darunter solche, die genauso wie ich dieselbe Idee sogar mit einem Satzungsentwurf hatten. Bereits am 24. September fand die Gründungsversammlung des Fördervereins Europa-Haus Leipzig statt. Unser Motto lautete: „Europa mitgestalten, nicht tatenlos zusehen“. Bald wurde der Förderverein in einen e.V. umgewandelt, der dann ganz schnell zahlreiche Unterstützer und Förderer fand, an der Spitze mit dem anfänglich skeptischen OBM Dr. Hinrich Lehmann-Grube, dem Stadtpräsidenten Friedrich Magirius (Pfarrer der berühmten Nikolaikirche, der wir eigentlich die politische Wende zu verdanken haben) und nicht zuletzt mit dem Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der bis zu seinem Tod als unser Schirmherr fungierte. Unser langjähriger Vorstandsvorsitzender war Dr. Friedel Schäuble gewesen. Wir sind stolz, ein Bürgerverein zu sein, der vom Engagement der Bürger getragen wird. Dennoch wäre unsere Arbeit ohne die Unterstützung der Stadt Leipzig und des Arbeitsamtes, der jahrelang die Mitarbeiter der Geschäftsstelle als ABM-Kräfte finanzierte, nicht möglich gewesen. Gleich nach der Wende haben zahlreiche Wissenschaftler ihre Arbeit verloren und konnten so ihre neue Heimat bei uns finden.
Wie kam es dazu, dass das erste EU-Informationszentrum außerhalb Brüssels 1992 (?) in Leipzig eröffnet wurde?
Im Frühjahr 1992 besuchte Colette Flesch, die Generaldirektorin der Europäischen Kommission, zuständig für Kultur, Kommunikation und Sport, die Universität Leipzig, um hier, wie auch an anderen deutschen Hochschulen, ein Europäisches Dokumentationszentrum zu installieren. Beim Mittagessen in einer kleinen Runde fragte sie, ob jemand vielleicht einen Träger für die erste Informationsstelle für die Bürger außerhalb von Brüssel, den Info Point Europa, kenne. Daraufhin habe ich mich sofort gemeldet und unseren e.V. Europa-Haus Leipzig vorgeschlagen, der inzwischen einen guten Ruf sowohl an der Uni als auch in der Stadt genoss. Wir waren auch das erste Europa-Haus, mit dem die Kommission dieses, wie sich heute herausstellt, gelungene Experiment eingegangen war. Im Dezember 2004 wurde das Netzwerk der Info Points Europa von der Europäischen Kommission offiziell eingestellt. Nach einer erfolgreichen Bewerbung bei der Europäischen Kommission konnten wir am 2. Mai 2005 im Beisein des Pressesprechers der Vertretung der EK in Berlin, Herrn Harald Händel, die neue Informations- und Beratungsstelle „Europe Direct“ in unserem Haus eröffnen. Somit wird die Kontinuität unserer europabezogenen Informationsarbeit gewährleistet.
Das Europa-Haus Leipzig arbeitet seit seiner Gründung viel mit Polen zusammen. Wie hat sich die Zusammenarbeit seit Polens Beitritt zur EU im Jahr 2004 verändert?
Sachsen und Polen verbindet Vieles, sowohl in der Geschichte als auch in der Gegenwart. Es waren nicht nur die Wettiner, August der Starke und sein Sohn August III, die 66 Jahre (1697-1763) Könige von Sachsen und Polen waren. Leipzig und Krakau, zwei Partnerstädte liegen an der Via Regia, in der seit Jahrhunderten Menschen und Waren in beide Richtungen bewegt wurden. „Zwei Städte - eine Geschichte“ lautet der Untertitel des im Juni 2020 herausgegebenen Buches über diese Städtepartnerschaft. Bis heute werden in der Stadt Leipzig enge Kontakte zu polnischen Partnern, nicht nur in Krakau, gepflegt. So ist das für uns selbstverständlich, dass wir aus unserem Erfahrungsschatz sehr gut polnischen Partnern auf ihrem Weg in die EU helfen konnten. Im Vorfeld der EU-Mitgliedschaft und kurz danach organisierten wir Informationsreisen für Mitarbeiter polnischer Ministerien und anderer Einrichtungen bei ihren deutschen Partnern. Eine Herzenssache ist uns aber die Betreuung polnischer Jugendlicher, die im Rahmen des Berufsbildungsprogramms der EU „Leonardo da Vinci“ und „Erasmus+“ ein 4wöchiges Praktikum in verschiedenen Leipziger Unternehmen absolvieren. Von April 2000 bis März 2020 organisierten wir solche Praktika für 140 Gruppen aus ganz Polen, d.h. über 4.000 Schüler von polnischen Berufsfachschulen waren unsere Gäste. Eine Bestätigung für den Erfolg unserer Arbeit ist, wenn wir in den anonymen Umfragen zum Abschluss der Praktika folgendes lesen:
„Leipzig ist eine wunderbare Stadt... Ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen hier, sowohl auf der Straße als auch in den Betrieben so nett und verständnisvoll sind… Ich habe meine Meinung über die Deutschen korrigieren müssen… Dank dem Praktikum weiß ich, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe... In Leipzig bin ich erwachsen geworden. Hier wurde ich zum Europäer… Fremdsprachen sind wichtig, meine Lehrer hatten Recht!“
Dass Fremdsprachen wichtig sind, dass wissen wir im Europa-Haus Leipzig sehr gut. Auch die Sprachen unserer Nachbarn und Partner muss man kennen, dazu gehört neben Englisch und Französisch … eben auch Polnisch und Tschechisch.
EUROPE DIRECT Informationszentrum im Europa-Haus Leipzig e. V.
Markt 10
04109 Leipzig
Telefon: +49 (0) 341 999 9486
E-Mail: ed@europa-haus-leipzig.de
Das EUROPE DIRECT Informations-Zentrum Leipzig begreift neben dem Stadtgebiet auch das Leipziger Umland in Westsachsen in einem Radius von 50 Kilometern als sein Einzugsgebiet.
Neben der traditionell guten Zusammenarbeit mit den beiden anderen sächsischen EDICs in Annaberg-Buchholz und Dresden, kooperieren wir auch mit den anderen ostdeutschen EDICs bei vielen Projekten.
Das Europa-Haus Leipzig ist selbst Mitglied im Jugendmobilitätsnetzwerk eurodesk und arbeitet eng mit Schulen zusammen. Es bietet an Schulen und auf Messen, sowie in der persönlichen Beratung Informationen zur Mobilität für Jugendliche in der EU an.