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Halle (Saale)

Halle ist die größte Stadt in Sachsen-Anhalt, die viertgrößte Stadt in den neuen Bundesländern und über 1200 Jahre alt. Die Stadt gilt als Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts und bietet zahlreiche kulturelle, städtebauliche und denkmalpflegerische Highlights. Zu den vielen Persönlichkeiten, die in Halle wirkten, zählen die Aufklärer Christan Wolff und Christan Thomasius, der Gründer der Franckeschen Stiftungen, welche als Ausgangspunkt der sozial-humanistischen Bildung in Deutschland gelten, August Hermann Francke, der Komponist Georg Friedrich Händel, der Bildhauer und Grafiker Gerhard Marcks, der Maler Lyonel Feininger, der Lyriker und Schriftsteller Joseph von Eichendorff, der Erfinder des Begriffs der Psychiat(e)rie Johann Christian Reil und Georg Cantor, der Entwickler der Mengenlehre.

Der Weinberg Campus in Halle, dem zweitgrößten Wissenschafts- und Technologiepark in den ostdeutschen Bundesländern, welches Forschungseinrichtungen des Fraunhofer Instituts, des Max-Planck Instituts, Helmholtz-Zentrums und des Leibniz-Instituts beherbergt, vereint Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und ist der Innovationsstandort für die Life-Sciences, Biomedizin und Materialwissenschaften in der Region.

Halle ist Sitz einer der ältesten Universitäten Deutschlands, der Martin-Luther-Universität, der weltweit renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die weltweit älteste Wissenschaftsakademie und der Kulturstiftung des Bundes, die für die Bundesrepublik Deutschland die Aufgaben der internationalen Vertretung der nationalen Wissenschaft und deutschen Kultur haben.

Die Stadt bietet ein enormes kulturelles und museales Angebot, dazu gehören zum Beispiel das Landesmuseum für Vorgeschichte, welches die Himmelsscheibe von Nebra präsentiert, und das Kunstmuseum Moritzburg, einer der wichtigsten Ausstellungsorte der Klassischen Moderne in Europa.

Wisst ihr, ...

dass Halle das erste elektrische Straßenbahnnetz Europas besitzt? Bereits im April 1891 fuhr in Halle die erste elektrische Straßenbahn der Stadtbahn Halle und bis Juni 1891 wurden drei weitere Linien hinzugefügt.

dass Halle das größte Glockenspiel und das größte Fachwerkhaus Europas hat?

dass in Halle die erste deutsche Ärztin promoviert hat: Dorothea Christine Erxleben.



 
 

Interview

www.karamba-diaby.de (zugeschnitten)

Dr. Karamba Diaby, geb. 1961 in Marsassoum, Senegal, wurde 2013 als erster in Afrika geborener Schwarzer Mensch in den Deutschen Bundestag gewählt. Von 2009 bis 2015 war er zudem Stadtrat in Halle an der Saale und arbeitete von 2011 bis 2013 als Referent im Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt. Mit Mitte 20 kam er dank eines Stipendiums in die DDR, studierte Chemie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg und promovierte dort in Geoökologie. Anschließend arbeitete er in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen im Bereich Bildung, Jugendpolitik, Vielfalt und Menschenrechte.

In welchem Lebensabschnitt waren Sie in der Zeit rund ums Jahr 1990?

1990 war ich gerade im 4. Studienjahr, und die Zeit war für mich natürlich verbunden mit gemischten Gefühlen. Zunächst einmal war da eine große Unsicherheit, weil ich als internationaler Student nicht wusste, wie es nach dem Ende der DDR mit uns weitergehen würde. Das hat uns dann natürlich mehrere Jahre lang begleitet, bis klar war, dass der Deutsche Akademische Austauschdienst das Stipendium übernimmt.

Andererseits war da aber auch ein Mitgefühl mit den Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die die Freiheit gespürt haben, die Einheit, und sich gefreut haben. Man hat kaum Gegenstimmen gehört. Wenn du mit Kommilitonen unterwegs bist, die sich alle freuen, dann freust du dich natürlich mit, aber innerlich denkst du eben auch darüber nach, was das für dich als Person bedeutet. Und das war diese Zeit. Gott sei Dank ist dann alles gut gelaufen.

Was ist Ihnen vom 3. Oktober 1990 besonders in Erinnerung geblieben?

An den genauen Tag erinnere ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so richtig. Ich weiß noch, dass es natürlich viele Feierlichkeiten gab, aber wie gesagt, aufgrund dieser Angst und Unsicherheit habe ich es einfach verdrängt, nach dem Motto „Lass dich einfach überraschen, was da auf dich zukommt“, und habe nicht bewusst mitgefeiert, obwohl ich politisch interessiert bin.

Haben Sie das damals eigentlich mitbekommen, dass die DDR gleichzeitig auch in die EG, die Europäische Gemeinschaften, sozusagen reingerutscht ist? War das überhaupt Thema?

Nein, also bei uns nicht. Als Studenten haben wir das nicht thematisiert. Ich weiß nur noch ein anderes Thema, die Kommunalwahlen 1989, die letzten Kommunalwahlen der DDR. Die OECD hatte das wohl verlangt, dass in der DDR freie Wahlen abgehalten wurden, und wir durften als internationale Studierende sogar wählen. Man hat uns damals sogar vom Studentenwohnheim abgeholt, damit wir wählen gingen.

Wann haben Sie sich zum ersten Mal als Teil einer europäischen Gemeinschaft gefühlt?

Das war genau im Oktober 1990. Denn bis dahin bin ich nicht aus der DDR herausgekommen, da das erstens für internationale Studenten, die mit einem Stipendium in der DDR waren, gar nicht gerne gesehen war, und mir darüber hinaus auch einfach die Devisen gefehlt haben. Und so habe ich Europa, Schengen und die freien Grenzen das erste Mal wahrgenommen durch meine Reise nach Brüssel zu meinem Onkel im Jahr 1990. Nach fünf Jahren in der DDR bin ich das erste Mal ins „kapitalistische Ausland“ gefahren, ohne Grenzkontrollen. Und da habe ich Europa dann das erste Mal live erlebt, und das war schon ein schönes Gefühl.

Und welche Rolle spielt Europa und die EU in Ihrer politischen Arbeit?

Die EU spielt eine ganz ganz große Rolle in meiner Arbeit, zum einen das Thema Bildungs- und Forschungskooperationen mit europäischen Ländern, zum anderen in meiner Arbeit in der deutsch-französischen parlamentarischen Gruppe, aber auch in der deutsch-französischen parlamentarischen Versammlung. 50 Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag und 50 Abgeordnete aus der Französischen Nationalversammlung arbeiten dort zusammen und bearbeiten Themen wie etwa europäische Verkehrsverbünde, z.B. eine bessere Verbindung nach Paris. Und das ist ein ganz konkretes Beispiel dafür, dass Europa eine ganz große Rolle spielt.

Was können die ostdeutschen Bundesländer in die EU einbringen?

Europa kann von den Ostdeutschen lernen, wie man mit gebrochenen Biographien und Strukturbrüchen umgeht. Die überwiegende Mehrheit der Ostdeutschen musste aufgrund der speziellen Geschichte immer wieder neu anfangen, und hat das auch gut bewältigt.

Nehmen wir mein eigenes Beispiel: ich habe ja während dieser Zeit mein Diplom gemacht, 1991, und hatte dann Gott sei Dank die Möglichkeit, zu promovieren. Als ich 33 Jahre alt war, war ich fertig und habe keine Arbeit in der Region gefunden. Denn da kamen Menschen, die jünger waren als ich, die frisch promoviert waren, die schon in der ganzen Welt unterwegs gewesen waren, in Kanada, in USA, sprechen 10 Sprachen. Und was habe ich gemacht? Ich habe in der Übergangsphase als Dolmetscher angefangen und habe mich dann umorientiert und als freier Dozent im Bereich politische Bildung, interkulturelle Bildung und Jugendarbeit angefangen und qualifiziert. Und später habe ich als Referent für interkulturelle Bildung gearbeitet, obwohl ich ja diplomierter Chemiker war. Und parallel zu diesem Lebenslauf verliefen auch viele andere ostdeutsche Biographien. Und deshalb sage ich auch selbstbewusst „Ich bin ein waschechter Ossi“.

Und andersherum? Was kann die EU für die ostdeutschen Bundesländer machen?

Die EU hat ja schon wahnsinnig viel gemacht! Ich ärgere mich auch, dass wir Politiker, wobei es natürlich Ausnahmen gibt, das nicht deutlich herausstellen bei all den Maßnahmen, die gemacht werden. Erasmus, Forschungsförderung, Straßenbau, um nur einige Beispiele zu nennen. Ich wünsche mir, dass die Politik deutlich herausstellt, was von der EU, was vom Land und was vom Bund kommt, das passiert meistens nicht, man geht zur Einweihung und die EU wird kaum erwähnt, und das finde ich traurig. Denn wenn wir wollen, dass die Identifikation mit der EU deutlicher werden soll, dann muss der Bürger auch wissen, was die EU für ihn tut. Für viele ist Europa einfach weit weg. Und dann gibt es natürlich auch noch Populisten, die die EU verteufeln, ohne wahrzunehmen, dass ohne die EU keines der Länder in Zeiten von Globalisierung und einer gespaltenen Welt so gut dastehen würde. Also wenn wir unsere Sicherheit gewährleisten möchten, mit relativ kleiner und alter Bevölkerung, dann müssen wir europäisch denken. Ohne europäische Lösungen für die Herausforderungen können wir das nicht bewältigen.

Beratung und Information rund um die EU in Halle (Saale)

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EUROPE DIRECT Informationszentrum Halle ist eine Beratungsstelle für Bürgerinnen und Bürger zu Fragen rund um Europa und steht als das Bindeglied zwischen den Menschen in Sachsen-Anhalt und den Europäischen Institutionen. Gefördert durch die Europäische Kommission, umgesetzt durch GOEUROPE! Europäisches Jugend Kompetenz Zentrum Sachsen-Anhalt und in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuz Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. hat sich EUROPE DIRECT Halle gemeinsam mit anderen Akteuren und Partnern aus Halle und Sachsen-Anhalt zum Ziel gesetzt, Europa den Bürgerinnen und Bürgern durch Informationen, Beratungen und Veranstaltungen näherzubringen, europäische Zusammenhänge greifbarer zu machen und transparenter zu gestalten sowie die Bedeutung der und Chancen in der Europäischen Union zu verdeutlichen.