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Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands und Europas und verfügt mit 763 km über den größten Anteil am Grünen Band Deutschlands, der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Thüringen ist eine eher ländliche Region mit 8 Nationalen Naturlandschaften (NNL), die rund ein Drittel der Landesfläche ausmachen. Über zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind in Thüringen zu finden – auf nur 4,5 % der Fläche der Bundesrepublik!
Thüringen hat die Kultur Europas entscheidend geprägt. Die Reformation Martin Luthers nahm in Erfurt und Eisenach ihren Anfang. Das klassische Zeitalter mit Goethe, Herder und Schiller hatte Weimar als Zentrum. Ebenso wurde dort 1919 das „Staatliche Bauhaus“ von Walter Gropius gegründet, das Architektur und Design des 20. Jahrhunderts prägte. Das Konzentrationslager Buchenwald steht für die nationalsozialistische Schattenseite und mahnt zu Toleranz und internationaler Verständigung. Nach der Wende 1989 wurde in Erfurt die älteste erhaltene Synagoge Mitteleuropas entdeckt.
Die Wirtschaft Thüringens hat sich nach der Wiedervereinigung gut entwickelt und wird von einer breit gefächerten Industrie getragen: Optik, Fahrzeugtechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Medizintechnik, Kunststoffe und Nahrungsmittel. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) tragen den größten Teil der Wirtschaftsleistung und bieten die meisten Arbeitsplätze an. Die Exportquote liegt bei 36%. Etwa zwei Drittel davon gehen in die EU.
Thüringen hat Regionalpartnerschaften mit der polnischen Woiwodschaft Małopolska (Kleinpolen) und der französischen Region Hauts-de-France. Daneben gibt es zahlreiche internationale Partnerschaften zwischen Städten, Schulen und Universitäten. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena z.B. gehört der Allianz „Europäischer Campus der Stadt-Universitäten“ an und erhält für den Neubau des Universitätscampus 50 Mio. EFRE-Förderung. Auch die Schulen fühlen sich der EU eng verbunden, insbesondere die 29 Europaschulen und 10 UNSECO-Projektschulen.
Für Thüringen war die Wiedervereinigung im Herbst 1990 zugleich Ausdruck des Willens, Teil des geeinten, demokratischen Europas zu werden. Umgekehrt war die europäische Integration eine unverzichtbare Voraussetzung für das Gelingen des deutschen Einigungsprozesses. Thüringen hat seither in vielerlei Hinsicht europäische Solidarität erfahren und hätte ohne die Hilfen der Europäischen Union den Anpassungsprozess nicht so erfolgreich bewältigen können.
Seither hat sich ein breites EU-Netzwerk in Thüringen gebildet. Auf Vereinsbasis sind u.a. die Europäische Bewegung Thüringen e.V., die Europa Union Thüringen e.V., die Jungen Europäischen Föderalisten LV Thüringen e.V., AEGEE Erfurt e.V sowie der Weimarer Dreieck e.V. zur Förderung der deutsch-polnisch-französischen Zusammenarbeit aktiv. Hier könnt Ihr Euch für Europa engagieren!
dass einer der wichtigsten europäischen Handelswege im Mittelalter, die „Via Regia“ durch Erfurt verlief und zwar über die Krämerbrücke, der einzigen bebauten Brücke in Europa nördlich der Alpen – vergleichbar mit der Ponte Vecchio in Florenz?
dass die heutige Thüringer Staatskanzlei einmal ein französischer kaiserlicher Palast war und Kaiser Napoleon von hier aus in Europa Krieg führte und bedeutende Persönlichkeiten wie z.B. Johann Wolfgang von Goethe traf?
dass das britische Königshaus, die Windsors, bis 1917 den Namen „Saxe-Coburg-Gotha“ trug nach Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Ur-Ur-Großvater der heutigen Queen Elizabeth II., und anders als die Briten nach deutschem Brauch schon am Heiligabend Weihnachten feiert – im Jahr 2016 sogar mit einem Tannenbaum aus Coburg (Bayern) und Glasschmuck aus Lauscha (Thüringen)?
dass die EU Thüringen enorm gefördert hat - allein im Zeitraum 2014–2020 durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit rund 1,17 Mrd. Euro, durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) mit rund 499 Mio. Euro und durch das Programm LEADER mit rund 680 Mio. Euro.
dass die EU die Thüringer Rostbratwurst und vier weitere Thüringer Qualitätsprodukte mit dem EU-Gütezeichen „geschützte geografische Angabe“ als regionale Spezialität schützt?
Was tut die EU für mich
https://what-europe-does-for-me.eu/de/portal/1/DEG
Europa vor Ort in Thüringen
https://ec.europa.eu/germany/business-funding/Thueringen_de
Dr. Dieter-Lebrecht Koch ist Architekt und lebt seit 1971 in Weimar. Nach seiner Promotion an der Hochschule für Architektur und Bauwesen, der heutigen Bauhausuniversität, war er dort als Lehrer und Wissenschaftler tätig. 1989 wurde er Mitglied der ersten demokratisch legitimierten Volkskammer der DDR, anschließend Bundestagsabgeordneter und 1991 Beobachter im Europäischen Parlament. Von 1994 bis 2019 war er Thüringer Europaabgeordneter der CDU und damit Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei. Heute ist Dr. Koch Landesvorsitzender des Netzwerkes Europäische Bewegung Thüringen e.V.. Er ist im Vorstand des Vereins der Ehemaligen Volkskammerabgeordneten e.V. ,im Europäischen Verkehrssicherheitsrat und im Stadtrat von Weimar.
Was ist dir vom 3. Oktober 1990 besonders in Erinnerung geblieben?
An den 3. Oktober 1990 erinnere ich mich mit Stolz und Wehmut gleichzeitig! Es ist der Tag der Deutschen Einheit. Am Vortag des 3. Oktober fand die letzte Sitzung der Volkskammer der DDR statt, in die ich ja erst am 18. März, also ein gutes halbes Jahr zuvor gewählt worden war. Hier wurde selbstkritisch über den Einigungsvertrag, das „Gesetzeswerk mit gigantischen Dimensionen“, wie die Zeitungen schrieben, debattiert. Dieser Sitzung schloss sich ein Festakt im Alten Schauspielhaus an, der erst am 3. Oktober endete. Um 0 Uhr jenes 3. Oktober 1990 war es endlich so weit: Die Freiheitsglocke erklang. Ich stand mit mir z.T. noch unbekannten Politikern und tausenden Menschen, vor dem Reichstag, als die Flagge der Bundesrepublik Deutschland gehisst wurde.Ein unbeschreibliches, erhebendes Gefühl. Stolz paarte sich mit Feierstimmung und Ungewissheit. Der spätere Staatsakt rauschte an mir vorbei. Alles lief ab wie im Film und ich fragte mich immer wieder: kann das wirklich wahr sein?
Wann hast du dich das erste Mal als Teil der Europäischen Gemeinschaft gefühlt?
Ich gehörte zu den 18 Bundestagsabgeordneten der ehemaligen DDR, die 1991 zu Beobachtern ins Europäische Parlament gewählt wurden. Wie man Gebäude plant, das war mir klar, wie man einen neuen Staat und erst recht das von Gorbatschow 1987 angeregte „gemeinsame Europäische Haus“ aufbaut, absolut nicht. Mein Interesse an der Europäischen Gemeinschaft war geweckt! Dass die EU dann fast 30 Jahre mein Leben bestimmen würde, ahnte ich damals noch nicht.
Was können die Neuen Bundesländer in die EU einbringen?
Der Beobachter-Status - ein Novum für das Europäische Parlament - war geboren! Er ist seither gute Praxis! Nicht allen alteingesessenen MdEP gefiel das damals! Dieses Prinzip wurde zur Blaupause für spätere Beitrittsländer. Heute gilt es als Normalität, dass diese stets vorab Beobachter ins EP entsenden dürfen. Wenn damals uns Neuen auch ein entscheidendes Recht, nämlich das Recht abzustimmen, fehlte, durften wir immer und überall mitreden. Wir haben nicht alles verkompliziert, haben nicht zuerst nach Risiken gesucht, waren nicht diejenigen, die immer nur klagten und nach Geld riefen! Wir waren enthusiastisch, hatten viel erlebt und bewältigt, eine friedliche Revolution durchgeführt. Für den Umbau einer totalitären kommunistischen Diktatur zur sozialen Marktwirtschaft gab es weder wissenschaftliche Abhandlungen, noch Erfahrungen! Wohl auch deshalb wurden wir später, immer wenn es um die Erweiterung der EU besonders um Länder Mittel- und Osteuropas ging, zu gefragten Brückenbauern und Ratgebern.
Und was bringt die EU für die neuen Bundesländer?
Thüringen hat von der EU-Mitgliedschaft enorm profitiert. Ohne EU-Hilfen hätten wir den wirtschaftlichen Anpassungsprozess nicht so erfolgreich bewältigt. Ein Beispiel sehen wir hier: die Europäische Jugend- und Begegnungsstätte Weimar EJBW. Gebaut und saniert in erster Linie mit Mitteln der EU, des Bundes und des Freistaates Thüringen. Mir war wichtig, dass die offizielle Eröffnung noch im Rahmen des Europäischen Kulturstadtjahres Weimar 1999 stattfindet. Das ist gelungen. Die EJBW ist heute eine bundesweit und international vernetzte Jugendbildungsstätte. Heute sind wir Thüringer in einer Gemeinschaft demokratischer Staaten, die Freiheit und Menschenrechte garantiert. Wir leben in Frieden miteinander und stehen im lebendigen Austausch. Diesen Europäischen Lebensstil müssen wir bewahren und verteidigen. Würde es die EU nicht schon geben, wir müssten sie erfinden.
Dieses Interview geht noch weiter. Alle Fragen und Antworten im Video:
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